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34 l KOLUMNE Einsteigen. Abfahren! l Ausgabe 02/2016 GLEISL sel klemmt. Mist, warum geht es nicht? Immer wieder versuche ich erst ruhig und dann doch etwas derber, das Rückfahrpult zu öffnen. Es klemmt immer noch! Was mache ich jetzt, krei- sen meine Gedanken? Der Posten draußen lächelt und wartet auf meinen Start. Verflucht! kommt es mir leise über die Lippen. S`wär schon schön, wenn sich das Pult endlich öffnen ließe. Ich be- ginne leicht zu schwitzen. Warum passiert mir das jetzt. Ich versuche meine Fassung zu wahren. Sekunden, Minuten werden zur Ewigkeit. Sesam, so öffne dich doch, beschwichtige ich wie im Märchen das Schloss. Endlich! Klappe auf, beide Knöpfe „Rollen“ ,„F1“ synchron gedrückt halten, heißt es vorschriftsmäßig. Ja, so die Theorie. Es bleibt alles still, nichts bewegt sich, ruckt auch nicht ansatzweise. Ich probiere mehrere Male. Leichte Nervosität besteigt mich. Der Posten kann mir leider auch nicht helfen. Ich gestikuliere ihm inzwischen mit Händen und Armbewegungen, dass die Bahn einfach nicht starten will. Wir artikulieren uns fast schreiend durch die Scheibe und einigen uns schließlich, dass ich die Bahn von vorn aus über den GW (Gleiswechsel) fahre. Gute Idee! Sesam schließen und Tschüss. „Noch eine gute Fahrt für Sie“, kommt es im Nachhall von der netten älteren Dame. Ich erwidere und wünsche ihr einen schönen Tag. Was wohl die Leute jetzt von mir denken, kommt es mir in den Sinn. Egal, hauptsache es bewegt sich was. Fast Trunken vor Begeisterung geht es zügig zur anderen Fahrer- seite. Ich springe flott auf meinen Sitz und starte das Aufrüsten. Rückwärtsschalter, Warnblinke, linken Spiegel ausklappen. Posten winkt, geht doch! Start! Geschafft, gut gemacht, lobe ich mich trium- phierend. Mit Grüßen an den Posten quietscht die Bahn an ihm vorbei. Bis zur nächsten Runde. Aber diesmal mit der Tatra. Tatra-Rückwärtsfahrt auf Linienstrecke bedeutet eines ganz sicher, es geht quasi hinaus bei Wind und Wetter und über Stock und Stein. Die Lockwelle gerät schon mal außer Form! Das gesamte Handling ist ja doch ein wenig anders. Arbeitsschutzmäßig werden uns direkt neben dem Gleis und dem Bordstein auf dem Rasen dünne Fließteppiche in Länge der Tatra ausgerollt. Dazu gelbe Trittbretter für bes- seren Halt beim Hinaus (Hüpfen) und Einsteigen. Im Mittelschotterbereich wird feinkörniger Splitt gestreut. Feine Sache, man hat an uns gedacht. Klein von Statur springe ich fast auf die Bretter. Schmunzelnde Bauarbeiter unmittelbar dane- ben verfolgen meine Schritte sehr genau. Einer sagt: „Oh, vorsicht meine Dame, nicht dass Sie noch hinfallen!“ Im Nachgang: „Wir fangen Sie auch auf!“ „Na, schönen Dank auch!“ gebe ich zur Antwort und verschwinde schnell mit einem großen Schritt auf die Stufen nach oben in den zweiten Wagen. Zum Glück trage ich heute Ho- sen, diese hat einen weiten Schritt und hält jeden Ausfallschritt stand. Das verdient das Prädikat „Gut“. Auch wenn das Design leider nicht ganz so der Hype ist. Rückfahrpult auf, Postensignal und Start. Geradezu unspektakulär geht alles von statten. „Was Sie alles machen müssen“, ertönt es direkt neben mir von einem Fahrgast. Ich läch- Derzeit befinden sich noch 10 Tatra-Straßenbahnzüge im

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